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AutorenbildMario Dieringer

Wie wirken Trauer und Depressionen zusammen?




Trauer und Depressionen können eng miteinander verbunden sein, da sie ähnliche Symptome aufweisen. Allerdings gibt es auch Unterschiede zwischen diesen beiden Zuständen.


Trauer ist eine normale Reaktion auf einen Verlust oder eine schwierige Lebenssituation. Es beinhaltet oft Gefühle wie Traurigkeit, Verlust, Einsamkeit, Angst, Wut oder Frustration. Trauer kann im Laufe der Zeit abklingen und mit Unterstützung und mit Hilfe der Zeit verarbeitet werden.


Im Gegensatz dazu ist Depression ein Zustand anhaltenden Gefühls von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verlust der Interessen und Freude an Aktivitäten, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und anderen Symptomen. Eine Depression kann meist ohne erkennbare Ursache auftreten, und es kann Wochen oder Monate dauern, bis sie abklingt. Trauer kann sich auch zu einer Depression entwickeln, insbesondere wenn sie anhaltend und schwerwiegend ist.


In einigen Fällen kann eine Trauerreaktion in eine depressive Störung übergehen, wenn die Symptome länger als erwartet anhalten, die Lebensqualität beeinträchtigt ist und die normalen psychosozialen Funktionen beeinflusst werden. Die Diagnose einer Depression erfordert in der Regel die anhaltende Präsenz von depressiven Symptomen über einen längeren Zeitraum, normalerweise mindestens zwei Wochen.


Die Behandlung von Trauer und Depression kann durchaus ähnlich sein, allerdings kann eine depressionsspezifische Therapie erforderlich werden, um den individuellen Krankheitsverlauf zu bewältigen.


Leider habe ich in den vergangenen Jahren auch immer wieder Menschen getroffen, die nach dem Suizid eines Familienmitglieds über Jahre in tiefer Trauer verharrten, die zu einer schwerwiegenden depressiven Störung wurde. Eine Behandlung wurde in einigen Fällen nicht in Betracht gezogen, denn die Trauer wurde gleichgesetzt mit Liebe. Wenn ich trauere, zeige ich, dass ich mein Kind oder meinen Mann oder mein Elternteil liebe. Höre ich auf zu trauern, habe ich das Gefühl die Liebe aufzugeben oder zu verlieren.


In solchen Fällen ist leider zu beobachten, wie sich der Mensch mehr und mehr verliert, weil neben der Trauer fehlt es an der Akzeptanz des Geschehnisses. Aber ohne Akzeptanz, kann man die Trauer nicht zu einem mit den Jahren abklingenden Prozess werden lassen.


Akzeptanz und Liebe schließen sich auf keinen Fall aus.

Meine Trauer, nach dem Suizid meines Freundes, vermischte sich mit meinen Depressionen. Bis ich wirklich akzeptiert habe, was passiert ist vergingen zwei Jahre. Die Trauer war damit aber immer noch nicht beendet. Drei Jahre hat es gedauert, bis ich fühlte, dass ich jetzt auch wieder beginnen könnte zu leben, Dinge für mich zu tun, vielleicht mich sogar wieder neu zu verlieben. Tatsächlich ging das auch nicht nach drei Jahren. Es hat tatsächlich über sechs Jahre gedauert, bis diese desaströse Mischung aus Trauer und Depressionen endgültig vom Tisch war.


Jetzt bin ich im siebten Jahr danach und tatsächlich fühle ich erst jetzt wieder eine vollkommene mentale Freiheit. Ich kann Dinge tun, die ich vor dem Suizid immer tat und die in den letzten Jahren nicht mehr möglich waren. Darüber bin ich sehr glücklich, weil es mir die letzten Prozente zur 100%igen neuen Lebensqualität zurück gebracht hat.


Trauer und Depressionen kennen zwar einen Fahrplan mit allen Haltestellen aber sie halten sich nicht an Zeiten. Die einen durchleben alles in einem Jahr und andere benötigen 10 Jahre und wieder andere kommen leider nie wieder aus der Trauer heraus.


Erlauben Dir, zu trauern: Es ist wichtig, sich Zeit und Raum zu geben, um die Trauer zu fühlen und auszudrücken. Erlauben Dir, traurig zu sein und Emotionen zuzulassen, ohne Dich dafür zu verurteilen.


Teilen Deine Gefühle: Spreche mit vertrauten Personen über Deine Gefühle und nimm die Unterstützung von Freunden, Familie, einem Trauerbegleiter oder einer Therapiegruppe in Anspruch. Es ist immer hilfreich, mit jemandem zu sprechen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat.


Nimm Dir Zeit für Dich selbst: Gehen achtsam mit dir selbst um und nimm Dir die Zeit für Selbstfürsorge. Das kann bedeuten, Entspannungstechniken, Meditation, körperliche Aktivitäten oder Hobbys auszuüben. Einfach Dinge zu tun, die Dir in der Vergangenheit gut taten. Wenn es geht ist es gut, wenn es nur 15 Minuten geht ist es auch gut. Wenn es nicht geht, versuche es an einem neuen Tag.


Etabliere Routinen: Versuchen Deine Routine beizubehalten oder neue Routinen zu etablieren. Struktur und Beschäftigung können helfen, den Alltag zu bewältigen und ein Gefühl von Normalität wiederherzustellen.


Und wie bereits erwähnt braucht es die Akzeptanz: Akzeptiere, dass der Verlust Teil des Lebens ist und dass die Trauer ein natürlicher Prozess ist. Erlauben Dir, Abschied zu nehmen und die Veränderungen anzunehmen, die der Verlust mit sich bringt.


Gebt Euch Zeit, lasst Euch nicht sagen, dass das Leben weiter gehen muss, sondern fühlt in Euch hinein, wann ihr bereit seit für den nächsten Schritt. Riskiert persönliche Rückschläge, probiert Euch aus, brecht in Tränen aus und sagt dem neuen Partner oder der neuen Partnerin, dass es doch nicht geht, wenn es eben so ist. Du darfst alles, denn am Ende ist es Dein Leben. Gib die Hoffnung nicht auf, halte Dich nicht absichtlich in der Trauer, denn das ist kein Liebesbeweis. Nimm Hilfe an, suche Dir Hilfe und gebe die Hoffnung nicht auf. Eines Tages hast Du ein neues Leben, mit einer großen Lücke in Deiner Vergangenheit aber es ist ein neues Leben. Wann die Zeit dafür reif ist wirst Du spüren.


Wie lange hat Deine Trauer gedauert? Hast Du Hilfe angenommen? Was hat Dir geholfen, um aus der Trauer keine tiefe Depression werden zu lassen?


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