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AutorenbildMario Dieringer

"Ich kann nichts daran ändern" ... Augenroll




Die Aussage "Ich kann nichts daran ändern" trägt eine tiefere Bedeutung, sowohl aus philosophischer als auch aus politischer Perspektive. Sie impliziert eine Resignation gegenüber der eigenen Verantwortung und Macht, die Welt um uns herum zu gestalten. Diese Haltung ist jedoch problematisch und sollte hinterfragt werden.


Aus philosophischer Sicht basiert diese Aussage auf der Annahme, dass das Individuum keinen Einfluss auf die Welt hat, dass das Schicksal unveränderlich und die Kräfte, die das Leben bestimmen, außerhalb der eigenen Kontrolle liegen. Doch Philosophen wie Jean-Paul Sartre argumentieren, dass der Mensch zur Freiheit verurteilt ist und somit auch zur Verantwortung, durch seine Entscheidungen und Handlungen die Realität zu formen. „Ich kann nichts daran ändern“ entlässt den Einzelnen aus dieser Verantwortung, ignoriert die Möglichkeit der eigenen Freiheit und den Einfluss, den selbst kleine Handlungen auf die größere Welt haben können.


Doch, wir können immer Änderungen herbei führen. Jede Handlung, so klein sie auch sein mag, hat einen Einfluss. Dies wird durch das Konzept der “Kausalketten” unterstützt, bei dem jede Handlung eine Reihe von Konsequenzen nach sich zieht. Die Aussage “Ich kann nichts daran ändern” ignoriert die Tatsache, dass selbst kleine Handlungen langfristig große Auswirkungen haben können.


Politisch gesehen ist die Ich-kann-nichts-ändern Haltung ebenso problematisch. Demokratie und soziale Gerechtigkeit beruhen auf der Beteiligung und dem Engagement jedes Einzelnen. Wenn viele Menschen glauben, sie könnten nichts ändern, entsteht eine kollektive Passivität, die letztlich den Status quo stärkt und Veränderungen erschwert. Politische Philosophen wie Hannah Arendt betonen die Bedeutung des Handelns in der öffentlichen Sphäre. „Ich kann nichts daran ändern“ ist eine Aussage, die den politischen Diskurs und die Möglichkeit, Machtstrukturen zu hinterfragen oder zu ändern, untergräbt.


Diese Aussage birgt auch die Gefahr der Selbstaufgabe und der Entmenschlichung. Wenn man glaubt, nichts ändern zu können, verneint man implizit die eigene Handlungsfähigkeit und das Potenzial, Teil einer größeren Bewegung zu sein. Geschichte zeigt jedoch, dass bedeutende Veränderungen oft aus den Taten und dem Willen weniger entschlossener Individuen oder kleiner Gruppen erwachsen.


Somit ist es sowohl aus philosophischer als auch aus politischer Pflicht nicht richtig, zu sagen: „Ich kann nichts daran ändern.“ Es ist eine Flucht vor Verantwortung und eine Verleugnung der Macht, die jeder Einzelne durch Denken, Handeln und gemeinsames Engagement besitzt. In einer Welt, die ständig im Wandel ist, bleibt immer die Möglichkeit, durch kleine oder große Taten eine Veränderung herbeizuführen. Die wahre Pflicht des Menschen liegt darin, diese Möglichkeit anzuerkennen und aktiv zu nutzen, anstatt sich der bequemen Illusion der Machtlosigkeit hinzugeben.

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