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AutorenbildMario Dieringer

Warum hast du die Hoffnung aufgegeben? Teil 2

Aktualisiert: 27. Mai 2020


Viele von uns, die einen Schicksalsschlag meistern müssen, die plötzlich mit einer lebensverändernden oder lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert werden, die immer wieder den Job verlieren, immer an die gleich blöden Partner geraten oder einfach ständig nur Pech haben, fragen sich zurecht, womit sie das nur verdient haben. Geht mir auch so. Ich glaube, dass ich wirklich sagen kann, dass ich niemals was wirklich Böses getan habe und eigentlich auch immer da war, wenn man mich gebraucht hat. Ich habe Jose wie keinen anderen geliebt und alles getan, um ihm zu helfen. Womit habe ich den ganzen Scheiß also verdient? Und warum verlief und verläuft mein Leben nicht, wie bei anderen auch? Gradlinig, vom Schicksal gepämpert, immer die richtigen Leute treffend, von einem Positiönchen ins andere gehievt und immer reichlich Geld zur Verfügung, um unsinnige Dinge zu tun und zu genießen. Warum haben die Leute, die richtige fiese Arschlöcher sind, die andere betrügen und beklauen, die lügen und die Kollegenschweine sind, immer das bessere Los. Denen gelingt alles, die kommen immer ungestraft davon. Der Rest, die Guten, gehen meist leer aus oder wir bekommen eines auf den Deckel. Ein als Straftäter verurteilter Fußballspieler würde man vom Platz fegen und er hätte Stadionverbot auf immer und ewig. Ein Fußballfunktionär der 120 Millionen an der Steuer vorbei schaufelt, bekommt eine symbolische Haft und die jubelnden Massen finden ihn geil und er bekommt seinen Job wieder und darf weiterhin Millionen schaufeln? Ist das gerecht? Warum wurden wir im superreichen Europa geboren und leben in Saus und Braus, während Millionen andere in der Sahelzone geboren werden und früher oder später elendig verrecken? Warum bekommen wir Schwule ein Medikament für einen Appel und ein Ei angeboten, das die Infektion mit HIV verhindert, während man in Afrika die Menschen Millionenfach daran verrecken lässt. Was ist daran fair? Richtig, auf den ersten Blick nichts.

Zufall, Willkür, Ungerechtigkeit, Schicksal oder Karma?

Nun gibt es natürlich den einen oder anderen Deppen, der meint von Gottes Gnaden, sein Leben auf Kosten Anderer leben zu dürfen. Nun, die gute Nachricht ist: Es könnte sein, dass sich in diesem Leben nichts mehr daran ändert. Die schlechte Nachricht ist: Der Tag wird kommen an dem der- oder diejenige dafür bezahlen wird, so sicher wie das Amen in der Kirche.

Auch das ist Teil meiner Hoffnung und meiner Überzeugung: Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, die viel größer ist, als die meisten erahnen. Wir versuchen alles mit Zufall, Willkür, Ungerechtigkeit, Schicksal oder Karma zu erklären. Ich glaube jedoch an verursachende Zusammenhänge, die über das jetzige Leben hinaus wirken. Für mich ist die Wiedergeburt, die einzige Theorie, die das Leben im Gesamten gerecht erscheinen lässt. Oft ist es nur dieser Gedanke, der mich vor dem Schlimmsten bewahrt und ich versuche ein Leben zu führen, das darauf ausgerichtet ist, dass mein Wirken, im Kleinen und im Großen, irgendwann positive und negative Konsequenzen haben wird.

Wie bin ich darauf gekommen?

Mitte der 90er habe ich mich für eine TV-Dokumentation intensiv mit dem Thema Reinkarnationstheorie befasst und daraus einen TV-Beitrag gemacht. Im Vorfeld habe ich sehr viel darüber gelesen und etliche Rechercheinterviews, mit den unterschiedlichsten Menschen, geführt. Natürlich stand ich auch mit einem Reinkarnationstherapeuten in Kontakt. Nach etlichen Telefonaten und einiger persönlicher Treffen, wollte ich, bevor es an die Dreharbeiten ging, selbst eine Rückführung erleben. Da lag ich also auf der Pritsche, wurde in einen tiefen Ruhezustand versetzt, begegnete meinem geistigen Begleiter und fand mich plötzlich am Ende einer langen Holzbank wieder, an deren Ende ein greiser, extrem unangenehmer Mann saß, der mich voller Kälte und Widerwillen betrachtete. Diesen Blick kannte ich bereits und er machte mir Angst. Mein Stiefvater verströmte nicht nur diesen Blick sondern agierte auch noch mit unsäglicher Brutalität. Mir war sofort klar, dass der Typ mir gegenüber, mein Vater ist. Der nichts weiter wollte, als mich schnellst möglich wieder los zu werden. Woher der Hass kam weiß ich nicht und es wurde auch nicht aufgelöst. Er warf mich aus dem Haus und mit meinem Pferd verbrachte ich den Rest meines Lebens alleine, indem ich durchs Land zog. Nirgends war ich länger als ein paar Tage und irgendwann starb ich mitten in der Nacht, tief im Wald, an einem Lagerfeuer sitzend, weil mich eine giftige Schlange gebissen hat. Passiert ist in diesem Leben nichts Tolles und ich war auch nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Eine Mutter gab es wohl nicht, bzw. war nicht präsent. Nun, es war ein komisches Gefühl und gab mir sehr zu denken, denn offensichtlich hatte ich schon mehrfach ein schweres bis schlimmes Vaterproblem. In diesem Leben habe ich es ja auch nicht gelöst bekommen. Mein richtiger Vater starb nur ein Jahr, nachdem ich ihn kennengelernt habe, als ich 15 war. Mein Stiefvater, mit dem ich seit meinem 21 Lebensjahr nicht mehr gesprochen hatte ist auch schon lange tot. Das Vaterdingens kommt also wieder … Und jetzt bin ich schon wieder alleine auf Tour und hoffe nicht wieder von einem wilden Tier um die Ecke gebracht zu werden.

Menschen begegnen uns wieder

Das war nur ein kleines Aha-Erlebnis und so richtig aufschlussreich wurde es erst bei unseren Dreharbeiten. Dafür benötigte ich einen Menschen, der noch nie von Reinkarnationstheorie gehört hat. Von dem ich aber so Einiges wusste und der generell aufgeschlossen war, sowas mal auszuprobieren. Deshalb wählte ich unsere Redaktionsassistentin Susi, die freudig und blauäugig an den Dreharbeiten zusagte. Susi war eine ganz tolle und liebe Mitarbeiterin, die ich sehr mochte. Die zwei Mal einen amerikanischen Freund hatte, was dazu führte, dass ihre Mutter jedes Mal die Fassung verlor, wenn klar war, dass es sich um was Ernstes handelt. Und nicht nur die Fassung, sondern richtige Nervenzusammenbrüche. Das legte sich dann erst wieder, wenn die Beziehung beendet wurde. Soviel zur Einleitung.

Susi lag, wie ich kurz zuvor, auf dieser Bank und hat tatsächlich erst Minuten zuvor erfahren, was wir eigentlich vorhaben und was das Thema ist. „Wir wollen sehen, ob Du ein früheres Leben hast und ob dieses Wissen was nützt“, hatten wir ihr gesagt. Da lag Susi also und begegnete ebenfalls ihrem geistigen Begleiter, der sie in eine Bibliothek führte. Das Buch, das sie aus dem Regal nahm enthielt ihr Leben. Irgendwann um 1770 rum in einem kleinen Schweizer Bergdorf. Es war eine große Familie und sie hatte fünf Schwestern. Das Highlight im Jahr war wohl eine Art Kirmes. Dort lernte sie dann ihren künftigen Mann kennen. Schon ein Jahr später wurde geheiratet und Susi bekam vier Kinder. Die Jahre gingen ins Land und eine Tochter nach der anderen wurde erwachsen und heiratete. Ihre jüngste Tochter, lernte dann einen Italiener kennen und lieben. Niemand hatte etwas gegen die Hochzeit und nur einen Tag nach der Eheschließung verließ die Tochter die Schweiz, um mit ihrem Mann in Italien zu wohnen. Das war für Susi das letzte Mal, dass sie Ihre Tochter gesehen hat. Als Susi, als alte Frau, im Sterben lag, waren alle ihre Kinder versammelt, jedoch nicht die jüngste Tochter. Nur ihre Enkelin aus Italien war anwesend.

Die Reinkarnationstheorie besagt, dass es in jedem Leben Menschen / Seelen gibt, mit denen wir es auch schon in früheren Leben zu tun gehabt haben. Deshalb wurde Susi gefragt, ob es denn in ihrem heutigen Leben Menschen gäbe, die damals auch schon da waren. Susi antwortete nach sehr kurzer Überlegung sofort mir „ja“. Klar wollten wir wissen, wer das denn sei und wer dieser Mensch heute ist. Und ich werde niemals Susis entsetzten und erstaunten Gesichtsausdruck vergessen, als die Antwort förmlich aus ihr heraus brach. „Meine jüngste Tochter begleitet mich schon mein ganzes jetziges Leben“. Und wer ist das? „Meine Mutter“.

Das setzte alle, die Susi kannten, mit einem Schlag auf den Hosenboden. Plötzlich bekamen wir eine Ahnung davon, warum ihre Mutter nervlich am Ende war, wenn Susi sich in einen Ausländer verliebte.

Plötzlich machte alles einen Sinn

Und plötzlich machte das Leben im Großen und Ganzen aber auch im ganz kleinen Ich-Universum seinen Sinn. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht nur die Verantwortung dafür tragen, was wir tun und denken, sondern auch noch Aufgaben haben, Rollen tauschen, mal zu den Guten und Mal zu den Bösen gehören und die Flucht in den Suizid nichts bringt, weil sich die Aufgabe dann wieder stellen wird. Wieder und wieder bis man es gelöst hat. (Ich schrieb Flucht in den Suizid! Der Suizid als ein Ende von Depressionen und Ängsten, als ein Symptom einer Krankheit, klammere ich davon aus, weil es sich hierbei um keine freie Willensentscheidung handelt.) Egal wie schrecklich oder wie gut die Ereignisse um uns herum sind, ich denke, dass es darauf ankommt, welche Antwort wir darauf finden. Hass und Verblendung auf jemanden zu lenken, den man als Schuldigen brandmarkt, wird auf den Sender ebenso bösartig und mit Härte wirken - irgendwann. In diesem Leben oder in einem nächsten. Und auch wenn Menschlichkeit und soziales Wirken, Gutes tun usw. sich vordergründig nicht in diesem Leben honorierend niederschlagen, so wird auch da der Tag kommen, an dem es uns irgendwie vergolten wird. Wobei sich die Frage stellt, was denn angemessen wäre für all die guten Taten. Unermesslicher Reichtum a la Gates, Jobs oder einem Scheich. Oder ganz schlicht ein erfülltes und glückliches Leben zu haben, ganz gleich ob arm oder reich. Steve Jobs hätte sich alles auf der Welt kaufen können. Doch all sein Geld hat ihm nichts genutzt.

Vom Hass zur Überraschung

Ich möchte noch ein Beispiel bringen, das mir zeigte, wie sehr das eigene Tun auf das Leben wirken kann. Mein Stiefvater, den ich nach all den unzähligen Prügelattacken wahrlich so gehasst habe, dass ich ihm nur noch den Tod gewünscht habe. Ich werde niemals verstehen, weshalb ein erwachsener Mensch, seinen Hass, seinen Frust und sein Unvermögen an einem wehrlosen Kind auslässt. Emotionaler Missbrauch und körperliche Gewalt an einem Menschen zu begehen, der sich nicht wehren kann, ist das Mieseste, das es gibt und ich habe ihm bis vor wenigen Monaten noch alle Höllenqualen gewünscht, die eine vermeintliche Hölle bereit hält. Nun wer weiß, wo und unter welchen Umständen er wiedergeboren wird. Tatsächlich hat ihn das Leben aber schon zu Lebzeiten abgestraft. Ich glaube es war sogar schon vor seinem 60ten Geburtstag, als er an einem Diabetikerzeh erkrankte. Die Ärzte waren in seinen Augen nur Kurpfuscher und Diäten Unsinn. Er verlor seinen Zeh. Es folgte eine längere Krankheitsphase und in deren Verlauf musste er wohl in Frührente. Und dann kam der graue Star. Eine Begleiterscheinung bei Diabetikern. Er verlor sein Augenlicht und hatte viele Operationen, die nichts brachten. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, saß er im 10 cm Abstand vor dem Fernseher und verfolgte die Schatten eines Fußballspiels. Kurz danach kam der Schlaganfall mit all seinen schrecklichen Folgen. Und dann kam der zweite Schlaganfall und der lag im Bett. Zu nichts mehr in der Lage. Für, ich glaube, mehr als vier Jahre bis er elendig erstickte. Meine Mutter erzählte mir, dass der Kerl, der mich wutentbrannt geprügelt und angeschrien hat, weinte, weil er seine Enkel nicht mehr sehen konnte. Er war ein Pflegefall und konnte noch nicht mal mehr selbst über Leben und Tod entscheiden. Aber damit war ja seine Bösartigkeit noch lange nicht zu Ende. Die Frau die ihn pflegte, war meine Mutter, die er jahrzehntelang misshandelte. Und was macht er? Schreibt im Testament, dass meine Mutter ein lebenslanges Wohnrecht im Haus hat, das sie gemeinsam gebaut haben. Wenn sie jedoch eines Tages einen neuen Lebenspartner hätte, muss sie ausziehen. Ich bin immer noch fassungslos, wenn ich darüber schreibe. Jedenfalls, die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen langsam aber sie mahlen.

Trotzdem gibt es dazu auch noch einen Abschluss, über seinen Tod hinaus. Ich hatte mich, zusammen mit rund 15 anderen Personen, im Dezember 2017 mit einem Pastor getroffen, der seinen Sohn durch Suizid verloren hat. Wir haben an diesem Abend viel über den Tod, das Warum und den Umgang damit gesprochen. Gegen Ende des Abends machte der Pastor einen Vorschlag. Wir mögen uns auf einen Versuch einlassen und an einer, wie nenne ich das jetzt, „Gruppentrance“, teilnehmen. Wir wollten. Also schlossen wir alle die Augen und begaben uns auf eine tiefenentspannte Reise, in deren Verlauf, jeder für sich, an einer Brücke ankam. Diese war fast gänzlich im Nebel verborgen. Als ich diese Brücke betrat und in den Nebel lief, lichtete er sich plötzlich und am anderen Ende konnte ich eine Personengruppe sehen. Ich sah meine Uroma und meine Tante Helga, die ich beide sehr liebte und die mich anstrahlten und ihr typisches Lachen hatten. Ich sah meinen Vater der mich mit seinen tiefen dunkelbraunen Augen, fest und mit viel Wärme in den Blick nahm. Dann waren da noch mehr Menschen im Hintergrund, die ich nicht wirklich erkennen konnte. Und da war Jose, der mit gesenktem Blick auf mich zukam. Wir nahmen uns in den Arm aber es war eine ganz merkwürdige Leere, ein Schweigen, es war sehr komisch. Vielleicht weil ich da noch so viel Wut hatte. Und plötzlich sehe ich, wie da noch ein Typ ist, der hinter allen anderen stand und in seinen Bewegungen so tat als ob er andeuten wollte: „Hallo sieh mich, ich bin auch da, nicht weggehen, nimm mich wahr… „ Ich habe ihn wahrgenommen während Jose wieder zurückging. Meine Uroma und Helga, die mich so toll anstrahlten, mein Vater dem ich so aus dem Gesicht geschnitten bin und dann dieser Mensch. Ich schaute hin und wieder und wieder und dachte mir: „Wer ist das“? Und dann erkannte ich ihn. Mein Stiefvater, als junger Mann. Ich war so geschockt. Und unsere Augen trafen uns und er lachte mich an. (Ich heule schon wieder während ich das schreibe). Er lachte und er schaute mich ganz fest an und gab mir ein an ganz freundschaftliches und liebevolles Nicken das einher ging mit einem: „Ich bin echt stolz auf Dich, mach jetzt was Du tun musst. Es ist gut.“ Während dessen lief ich Schritt für Schritt rückwärts und dann schloss sich der Nebel und ich stand am Rand der Brücke. Kein wirklicher Austausch mit Jose und dafür eine Begegnung, die mir den Boden unter den Füssen weg riss. Dieser Sack, jetzt Jahrzehnte später, nachdem er meine Seele zerstört hat, kommt das, worauf ich 40 Jahre lang gehofft habe. Nun denn, ich habe ihm nicht ganz verziehen. Aber ich kann es auf sich beruhen lassen. Ich weiß, dass er auch nur ein Opfer war und unter meiner Oma litt, bis sie tot war. Er war auch nur ein Opfer seiner kranken Psyche. Ich wünsche ihm keine Höllenqualen mehr und hoffe, er hat aus seinem Leben gelernt.

Ich bin nicht so spirituell durchgeknallt wie Mancher jetzt denken mag

Natürlich weiß ich, wie sich das für den nicht spirituellen Atheisten anhören muss. Vollkommen durchgeknallt und schwer plemmplemm. Aber das ist mir egal, denn mich interessiert es nicht mehr, was Andere denken, die nie in meinen Schuhen gelaufen sind. Es sind beispielhafte Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ereignisse, die ich zuweilen auch selbst nicht einzusortieren weiß. Alles Einbildung? Das macht für mich wenig Sinn. Und der Fall „Susi“ – das alles gibt es als TV-Doku, die vielleicht irgendwo noch erhalten ist. War ja lange Zeit vor digitalem TV und der Sender ist zwei Mal in Konkurs und ist heute TV Berlin. Vielleicht steht das noch in deren Archiv. Wer weiß.

Das Prinzip von Ursache und Wirkung ist ein anerkanntes Prinzip in allen möglichen Bereichen. Ich glaube, dass es auch für unser Handeln und für unsere Gedanken gilt. Das ist für mich sicherlich problematisch, weil es natürlich einige Menschen gab und gibt, denen ich lieber die Pest an den Hals wünsche, als nur einen Tag Fröhlichkeit. Ich bin ja keine Maschine und kann nen Schalter rum drehen. Würde ich sehr gerne. Aber zumindest arbeite ich daran. Ich versuche auch nicht mehr in Gut und Böse zu unterscheiden. Das sind zwei Definitionen, die von Kultur zu Kultur und von Zeitalter zu Zeitalter vollkommen anders betrachtet werden. Am Ende ist es also nur ein „Aha, das gibt es also auch“.

Was wir denken kreiert Gedankenwelten, die real werden können. Jedem Gedanken geben wir die entsprechende Energie mit. Und um ein Beispiel zu bringen, das jeder kennt: Eine kleine Gruppe von Menschen und einer davon ist richtig mies gelaunt. Der muss noch nicht mal was sagen, sondern sitzt nur da und zieht eine Fresse, wie man so schön sagt. Der vergiftet die ganze Atmosphäre und der Abend wird für alle Beteiligten zunehmend blöd. Deshalb wollen die meisten Leute auch nicht dauernd von heulenden und schwer depressiven Menschen umgeben sein. „Die rauben einem die positive Energie“, sagte man mir mal.

Wenn negative Gedanken schon so was bewirken, was können dann negative Taten wohl alles ausmachen? In unserem Leben treffen wir auf freudige Ereignisse und ab und an auch auf schreckliche Schicksalsschläge. Ich glaube, dass es durchaus sein kann, dass wir beides in irgendeiner Form, irgendwann mal mit verursacht haben. Nur so kann ich mir erklären, weshalb Menschen, die wirklich zu den Guten gehören, plötzlich alles verlieren und grausame Sachen erleiden müssen. Vielleicht eine Wirkung, deren Ursache in einem früheren Leben liegt. Nur so kann ich hoffen, dass Mörder, Massenmörder wie Stalin oder Hitler, die hier einfach davon gekommen sind, eines Tages gerichtet werden. Das macht für mich einen Sinn, den ich auch mit Gerechtigkeit verknüpfen kann.

Jede Handlung ist Teil einer endlosen Kette an Verursachungen,

die unendlich in die Vergangenheit reicht und unendlich in die Zukunft wirkt. Das Leben bestraft oder belohnt uns nicht. Sondern wir sähen, was wir ernten. Und gerade deshalb sollten wir uns auch davor hüten, Menschen zu verurteilen, mit Häme zu verspotten oder mit Schuld zu bewerfen. Jeder Mensch verdient Mitgefühl, wenn etwas Schlimmes passiert oder neidlose Freude, wenn etwas Gutes geschieht. Aber das ist natürlich nicht einfach und ein Prozess. Ich denke auch oft genug: „Gut so und leider noch nicht gerecht genug“. Nicht das was unsere irdischen Gesetze für Gerecht halten und bestrafen ist angemessen, sondern das, was uns irgendwann widerfahren wird. Ich glaube nicht an einen Gott, der uns richtet und einen Teufel, der uns im Fegefeuer brennen lässt. Ich glaube an das Große und Ganze, das Gesetzen unterworfen ist und gleich einem riesigen Organismus funktioniert. Ich glaube an die Kausalität, auch auf einer Ebene, die wir nicht mit Maschinen messen können. Nicht umsonst kennt der Volksmund und viele religiöse Bücher zahlreiche Sprüche, die Ähnliches aussagen; so zum Beispiel: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Ich weiß, dass ich nicht wirklich ein schlechter Mensch bin und meine Fehler habe, bzw hoffe ich es. Ich habe Liebe und Hass gleichermaßen verspürt und wünschte Menschen, mal den Himmel und Mal die Hölle auf Erden. Ich denke mir oft: „Du Arsch, Du wirst auch noch spüren, was es bedeutet so behandelt zu werden.“ Ich weiß, dass ich im Laufe der Zeit vielleicht auch mal emotional nicht so tolle Dinge gemacht habe und möglicherweise jetzt, in diesem Leben dafür geradestehen muss. Aber ich hoffe auch, dass die Dinge, die ich mit meinem Herzen mache, die ich lebe und liebe und mit denen ich es einfach nur gut meine, dazu beitragen, jetzt oder in Zukunft, erfüllt leben zu können. Und ich fürchte mich vor dem, was da noch kommen könnte. Aber ich weiß für mich, dass in allem eine Gerechtigkeit innewohnt. Und das gibt mir Hoffnung für jetzt und für die Zukunft, die weit über mein jetziges Leben hinausgeht.

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