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AutorenbildMario Dieringer

Vom Abschied zum Neuanfang / From farewell to a fresh start


1. Eintrag - 31.03. – 06.4.2018

Wow, was für eine Woche. Was für intensive Tage. Ich sitze in der Küche von Bernd Seifried, unweit der Eselsweide, auf der wir letzte Nacht im Campingwagen untergekommen sind.

Wir sind eben fertig geworden, eine sechs Meter hohe Linde zu pflanzen. Zu Dritt haben wir uns tief in die Erde gebuddelt, um diesen stattlichen Trostbaum, wie ihn Bernd nennt, in die Erde zu bringen. Rund 3 Stunden haben wir dazu gebraucht und eigentlich sind wir jetzt völlig fertig.

Doch auf mich wartet noch eine weitere Arbeit. Ich muss meinen Pilgerwagen umbauen, für den ich heute Morgen (5.4.18) von der Schlosserei Süssenberger zwei neue im Winkel geschweißte Deichseln bekommen habe. Zu meiner großen Überraschung wurden mir diese sogar geschenkt und dafür danke ich von ganzen Herzen, denn die letzten Tage waren wirklich mühsam. Damit kann ich nun wesentlich einfacher laufen und wenn alles gut läuft, werde sie mich ein paar Jahre begleiten.

Von Schellen und Eseln

Schon wenige Kilometer nach meinem Abmarsch aus Frankfurt, wurden meine zahlreichen Mitwanderer leider Zeuge, wie eines meiner Gelenke am Pilgerwagen einer gewissen Materialermüdung zum Opfer fiel. „Was eine verpisste Scheisse“, hatte ich mir da gedacht. Da hält es hunderte von Trainingskilometer und dann geht es in den ersten fünf Stunden zu Bruch. Doch anstatt mich aufzuregen wusste ich, dass ich dankbar sein konnte. Denn der Toom Baumarkt war quasi direkt ums Eck. Ich war in Begleitung von 6 Personen. Es hätte mich auch mitten im Wald, ganz allein, ganz weit weg vom nächsten Baumarkt treffen können. Also fand ich in Herrn Bär einen großartigen Mitarbeiter, der sich mit vollem Körper- und Gedankeneinsatz um den Wagen kümmerte und rund eine Stunde später waren wir alle wieder auf der Piste.

Ein paar Tage später, am Dienstag den 2.4.2018 war ich wieder im Baumarkt. Dieses Mal bei Saulheim und wieder war es ein Toom Baumarkt. Zweieinhalb Stunden ließ man mich in der Ecke meinen Wagen verlängern und siehe da, endlich konnte ich mein Gepäck so über der Achse lagern, dass ich das Gewicht nicht mehr spürte. Dumm nur, dass ich dadurch kaum noch Luft zum Boden hatte und nur noch auf Teerstarassen fahren konnte. Also stand ich am 4.4. schon wieder im Baumarkt. Dieses Mal in Ingelheim undhier konnte ich den Mitarbeiter Mario für ToM aber auch für meinen Wagen begeistern. Wir befestigten Schellen, mit großen Ösen, damit ich mittels Karabinern den Wagen an meiner Hüfte befestigen konnte.

Leben ist das was abgeht, wenn Du eigentlich was ganz anderes vor hast …

Während meine Freund Hans, der mich die ganze Woche begleitet und öfters mal mein hilfreicher Rettungsanker war und ist, noch über eine Lösung des Problems nachdachte. Klingelte mein Telefon. Bernd, Schwabe und Eselsbesitzer hatte Minuten vorher den Zeitungsartikel über den gepflanzten Baum in Saulheim gelesen und war Feuer und Flamme. „Bis Du flexibel? Kannst Du kommen? Können wir einen Baum pflanzen?“ Klar kann ich und klar bin ich flexibel und wenige Minute später die Ansage, dass die gesamte Nachbarschaft kommen wird und ich dann in großer Runde ToM vorstellen kann. 6,5 Kilometer war es bis dahin … bergauf, lang bergauf. Ein Problem, denn Berg auf setzte mein Wagen ständig auf und ich konnte einfach nicht laufen. Bernd bot an, uns abzuholen. Aber ich wollte doch laufen. Die Entscheidung wurde uns schließlich abgenommen, denn um 15 Uhr standen wir immer noch beim Schlosser und draußen schüttete es in Strömen. Also doch nicht laufen, sondern abholen lassen. Und ein paar Stunden später durfte ich erzählen, wie sich das Leben scheinbar gegen mich gewandt hat, mir alles nahm und ich seit 1,5 Jahren erlebe, wie sich das Leben genau so gestaltet, wie ich es brauche, um ToM Machen zu können.

Universums Fingerzeig

Und seit wir unterwegs passiert es ständig: Ein Fingerzeig hier, ein Hinweis dort und da ein Geschenk. So wie am Tag, als wir von Saulheim aus nach Ingelheim gelaufen sind. Den ganzen Tag begegnete uns niemand. Allein wanderten wir durch die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres im T-Shirt über die Felder und Weinberge. Plötzlich erschrecke ich zu Tode, weil hinter uns zwei Frauen sind, die ich nicht kommen hörte. „Haben sie einen schwarzen Beutel verloren? Der liegt da hinten“, und die jüngere von beiden deutete auf einen schwarzen Punkt rund 200 Meter entfernt. Da lagen meine Ersatzschuhe, die unbemerkt vom Wagen hüpften. Als ob die Damen vom Himmel geschickt wurden, denn ohne Sie, wäre der Verlust unbemerkt geblieben. Eine Stunde später überholen wir eine Oma mit ihrem Rollator, die frustriert war, weil die Besenwirtschaft im Weinberg nicht geöffnet hatte. Kurzer Smalltalk und wir gehen weiter und da schau her, Oma war auf Speed und holte uns doch glatt 30 Minuten später mit ihrem Rollator ein. Den ganzen Winter trug sie 10 Euro mit sich rum für einen Obdachlosen, den sie ab und an gesehen hat. Der war weg und jetzt sollten wir die 10 Euro bekommen: „Ich kann es auch Euch geben, denn ihr macht eine gute Sache“, sagte sie und raste weiter.

Noch vollkommen perplex von so einer freundlichen Geste, träumten wir von einem Eis. Und als wir so durch ein Wohngebiet laufen, steht da plötzlich ein Bofrost-Wagen. Große bunte Eiswerbung hinten drauf. Ich sag zu Hans: „Wo ein Bofrost-Auto ist, da muss es auch einen Mitarbeiter geben.“ Da entdecke ich auch schon die offene Haustür. „Da hinter ist der Mitarbeiter“, rufe ich und mein Mund war noch nicht zu und schon kam er raus. Wir grinsen ihn an und sagen: „Sie haben doch bestimmt auch Eis oder?“ Das war eigentlich eher rethorisch von mir gemeint, denn ich weiß ja, dass die nur Großpackungen verkaufen. Er lacht und fragt: „Was für eines wollen Sie denn?“ Und eine Minute später leckten wir an einem geschenkten Eis, dessen Geschmack uns bis ins Zentrum von Ingelheim trug, wo man mir zwei Euro „für die gute Sache Ihres Projektes“ in die Hand drückte.

Ganz allein

Ich heule ja selten beim Abschied aber heute war es soweit. Nach einer Woche muss Hans zurück nach Berlin. Nun bin ich also ganz allein auf mich gestellt und ich hatte schon ein komisches Gefühl. Erst ging Hans und dann musste ich mich von Bernd verabschieden und auf der Fähre nach Saulheim liefen dann die Tränen. Am anderen Ufer war ich noch nicht mal richtig im Laufmodus angekommen, als Niklas mich ansprach und mich mit einem Müsliriegel unterstützen wollte. Aber damit hat ja schon Heike vom Laurenziberg meinen Rucksack gefüllt. Ich brauchte eher eine Internetleitung. Was soll ich sagen? Jetzt sitze ich in Eltville, auf einer Dachterrasse, inmitten einer Studenten-WG, kann schreiben, meine Filme schneiden und selbst für morgen muss ich mir keine Gedanken machen, denn auf dem Weg zu Niklas wurde ich von Lydia eingeladen, um bei ihr in Wiesbaden zu nächtigen. So beginnt also mein neues Leben :-) Danke Universum.

Gelaufene Kilometer: 77,1 km

Schritte: 120 153

Übernachtet bei Heike und Familie, Auf Bernds Eselswiese im Camper und in der WG von Niklas

Was habe ich gelernt? In jedem Schaden steckt eine positive Botschaft und auch Katastrophen passieren zur rechten Zeit, so wie Menschen dann auftauchen, wenn es am besten passt.

Gepflanzte Bäume:

​für David Kaivers für Jan Frohnhöfer

einen Mutmacherbaum auf dem Laurenziberg

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From farewell to a fresh start Wow, what a week. What intense days. I'm sitting in the kitchen of Bernd Seifried, not far from the donkey pasture, where we stayed in the camper last night. We have just finished to plant a six-meter-high tree. We dug deep into the earth to bring this stately comfort tree, as Bernd calls it, into the earth. We needed about 3 hours and actually we are now completely dead but another work is waiting for me. I have to rebuild my pilgrim trolley, for which I got two new drawbars welded (6.4.18) from the locksmith Süssenberger. To my great surprise, these were given to me for free and I am so thankfull fort hat, because the last few days were really tedious. Now I can run much easier and if all goes well, these will accompany me for a few years.

From hardware stores and donkeys

Just a few miles after leaving Frankfurt, my numerous fellow travelers unfortunately witnessed that one of my joints at a pilgrim trolley becoming a victim of material fatigue. "What a pissed shit," I thought. It worked hundreds of training kilometers and then it breaks after the first five hours. But instead of getting upset, I knew I could be grateful. Because the Toom hardware store was virtually right around the corner. I was accompanied by 6 people. It could have hit me in the middle of the forest, all alone, very far away from the nearest hardware store. So I found in Mr. Bär a great employee, who took care of the car with full body and mind and about an hour later we were all back on the slopes.A few days later, on Tuesday the 2.4.2018 I was back at the hardware store. This time at Saulheim and again it was a Toom hardware store. For two and a half hours I was allowed to extend my trolley in the corner. Finally I was able to carry my luggage over the axle so that I won´t no longer feel the weight. Stupid only that I hardly had distance to the ground and could only drive on real plain roads. So I stood on 4th of April again at the hardware store. This time in Ingelheim and here I was able to inspire the employee Mario for ToM but also for my trolley. We attached clamps, with big eyelets, so that I could fix the trolley to my hip with some carabiners.

Life is what's going on, if you have something completely different ...

While my friend Hans, who accompanied me all week, who was often my helpful lifeline, is still thinking about a solution to the trolley problem my phone ringed. Bernd, Swabian and donkey owner had read minutes before the newspaper article about the Tree of Memory in Saulheim, fired up: "Are you flexible? Can you come? Can we plant a tree? "Sure, I can and I am flexible and a few minutes later the announcement that the whole neighborhood will come in the evening to listen my story and my plan. His house was 6.5 kilometers away uphill... uphill, long uphill. A problem, because uphill my trolley hit the ground constantly and I can´t walk like that. Bernd offered to pick us up. But I wanted to hike. The decision was finally taken from us, because at 3 pm we were still at the locksmith and outside it poured down in torrents. And a few hours later, I was allowed to tell how life seems to have turned against me, taking everything from me, and for 1.5 years I've been experiencing how life is shaped exactly the way I need it to make ToM happen.

Universe's finger pointing

Since we're on the road, it's always happening: a hint here, a hint there and there a gift. Like the day we walked from Saulheim to Ingelheim. Nobody met us the whole day. We walked through the first warm sunshine of the year in a T-shirt over the fields and vineyards, all day long alone. Suddenly I'm terrified to death because behind us are two women I did not hear coming. "Did you lose a black bag? It's over there, "and the younger of them pointed to a black dot some 200 yards away. There were my spare shoes that hopped unnoticed by the car. As if the ladies were sent like angels, because without them, the loss would have gone unnoticed. An hour later we overtook a grandma with her rollator, who was frustrated because the had not opened in the vineyard. After a short smalltalk and we left here and round about 30 minutes later Grandma with her rollator met us again. Throughout the winter, she carried 10 euros with herself for a homeless person she had seen from time to time. But he was gone and now she gave me the money: "I can give it to you too, because you're doing a good thing," she said and left us back with open mouth. Still completely perplexed by such a friendly gesture, we dreamed of an ice cream. And as we were walking through a residential area, suddenly there was a Bofrost car. Big colorful ice cream advertising on the back. I say to Hans: "Where a Bofrost car is, there must be an employee too." Seconds later I discovered the open the open front doorof a house. "There's the employee behind," I shout and my mouth was not closed as he came out. We laughed and asked: "You certainly have ice cream, don´t you?" That was meant to be rather rhetorical of me, because I know that they sell only large packages. He laughs and asks: "What kind of a ice cream do you want?" And a minute later we licked on a given ice cream whose taste carried us to the center of Ingelheim, where I was given two Euros "for the good cause of your project" by a buisiness man.

All alone

I rarely cry when I say goodbye but today it was time. After a week Hans has to go back to Berlin. Now I'm on my own and it felt strange to me. First Hans went and then I had to say goodbye to Bernd and on the ferry to Saulheim then tears ran. On the other side of the river, I had not even arrived in sort of a run mode when Niklas approached me and wanted to support me with a cereal bar. But Heike vom Laurenziberg filled my backpack a day before with such things. So we talked a bit and I mentioned that I needed an internet connection. Now I am sitting in Eltville, on a roof terrace, in the middle of a student apartment, writing, editing one video and guess what? Even for tomorrow I do not have to worry because on the way to Niklas I was invited by Lydia to stay with her in Wiesbaden to spend the night there. Thank you universe!

Kilometers: 77.1 km

Steps: 120 153

Overnight with Heike and family, on Bernd's donkey meadow in the camper and in the student flat of Niklas

What have I learned?

There is a positive message in every harm, and catastrophes happen at the right time, just as people turn up when it suits best.

Planted trees:

for David Kaiversfor Jan Frohnhöfera courage maker tre

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