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AutorenbildMario Dieringer

7 Jahre nach dem Suizid - Wie sieht die daraus resultierende Realität der Einsamkeit aus?




Möglicherweise liegt es daran, weil es der siebte Jahrestag ist, dass sich alle Suizid-Erinnerungen von damals monströs aufblähen. Der Donnerstag von damals ist der Donnerstag von heut. Schon den ganzen Monat loten meine Emotionen wieder die tiefen und dunklen Ecken des Seins aus, ohne dass ich es verhindern kann. Mir ist manchmal, als würde ich jeden einzelnen Tag des Monats wieder durchleben. Ich weiß, was wir wann, wo gemacht haben und sehe die dramatischen Veränderungen seines Zustands tagtäglich, wie eine alles mordende Welle auf mich zukommen. Ich hoffe natürlich, dass sie mich nicht erwischt, nicht durcheinander wirbelt und mein neues Sein einfach lässt, wie es ist. Und, wenn nicht - dann sollte sie wenigstens die richtigen Ecken durchspülen bis ich von diesem inneren Monster befreit bin, das sich seit Joses Todestag in mir breit macht.

Seit dem ich erzwungener Maßen alleine bin, finde ich mich in den tiefen Wassern der Einsamkeit – irgendwie verloren und trotzdem seltsam präsent. Es ist Sog, der mich beharrlich in die Tiefe zerrt. Jede Erinnerung hallt, wie ein durch Watte gedämpfter Schrei durch die Tage und Nächte. Die mich umgebende Einsamkeit, ist nicht wirklich leer. Sie ist gefüllt von den damaligen Echos der Liebe, die zu Staub zerfallen ist und hinweg gespült wurde. Eine Einsamkeit die Hand in Hand mit der schmerzhaften Stille einhergeht, die nur durch das permanente laute Ticken der Lebensuhr unterbrochen wird. Jeder Sekundenschlag ist ein markerschütternder Schlag gegen die Mauern meiner Seele. In den sieben Jahren habe ich definitiv gelernt, dass Teile der Trauer nicht das Fehlen von Geräuschen und Zärtlichkeiten ist, sondern der infernalische Lärm, den die Einsamkeit macht. Wer kennt ihn nicht, den beschissenen Satz „Die Zeit heilt alle Wunden“? Aber kann sich jemand vorstellen, dass die Zeit selbst zur klaffenden und eiternden Wunde wird? Was wenn jeder Sekundenschlag tiefer ins Fleisch schneidet und sich mittlerweile durch die Knochen schabt?

Diese schreckliche Einsamkeit ist jetzt mein unerwünschter dauerhafter und klebriger Gefährte. Was will mir der Lehrer des Lebens wirklich damit zeigen? Welche Lektionen sind noch offen? Welche Weisheiten liegen verborgen in diesem eisigen Griff? Schaue ich jetzt auf meine neues, buntes in weiten Teilen wirklich sehr erfülltes und auch glückliches Leben so ist die Einsamkeit nicht nur Teil davon, sondern das einzige was mir geblieben ist und mitunter suche ich Trost in diesem Schatten, wissend, dass es wircklichen Halt und Trost darin nicht gibt.

Vielleicht liegt es in dieser tiefen und alles durchdringenden Einsamkeit verborgen, dass ich eines Tages lernen werde, zu sehen. Nicht mit den Augen, die nach außen blicken, sondern mit jenem inneren Blick, der die Wahrheiten und die Sinnhaftigkeit des Lebens erfasst.

Wir sprechen über Vieles und Familien schreiben reichlich über den Suizid. Doch niemand spricht über die Einsamkeit – vielleicht weil etliche Partner schneller einen neuen Lebensgefährten gefunden haben, als man sich das vorstellen konnte. Vor allem die schwulen Witwer schreiben nicht über das zerfressende Gefühl der Einsamkeit, das sie (ich auch) manchmal in Partys und mit bedeutungslosem Sex zu verdrängen versuchen. Hach, was sind wir alle gut drauf, immer und ständig…

Jeden Tag ein wenig mehr, um ehrlich zu sein, fühle ich mich allmählich wie ein ausgebrannter Freak. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass nach Joses Suizid die Einsamkeit zum gravierendsten Problem meines Lebens werden würde. Was lediglich als „allein sein“ begann, beeinträchtige meine Lebensqualität von Tag zu Tag deutlich mehr. Am Anfang war es nur ein Gedanke, der rasch zu einem richtigen mentalen Problem wurde. Aus dem Gefühl der Isolation wurde viel zu schnell ein Zustand, der sich physisch manifestierte. Niemals hätte ich solch tiefgreifende Auswirkungen für möglich gehalten, die meine subjektiv empfundene Einsamkeit auf meine Gesundheit hat. Die daraus resultierende Ruhelosigkeit lässt mich keine Nacht mehr im Tiefschlaf durchpennen. Ich bin manchmal hypernervös und leide unter regelmäßigen Angstattacken. Denke ich darüber nach, wie ich mich empfinde, breche ich nicht selten in Tränen aus, weil es sich wie unheilbar krank anfühlt, zumal es auch keine Medizin gibt, die man kaufen kann.

Die Einsamkeit, die sich selbst ausweitet und in ihrer eigenen Funktionalität und Einschränkung gegenseitig bedingt, führt automatisch zu einer sozialen Isolation, der man irgendwann nicht mehr Herr wird. Sie führt aber auch dazu, dass ich mich oft antriebslos, schlapp und müde fühle, was durch Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit nicht besser gemacht wird. Hinzu kommen laufend Kopf-, Muskel und Gliederschmerzen. All das mündete in einem dauerhaften chronischen Krankheitsgefühl.

Seit ich alleine war, stelle ich meine Beziehung zu der mich umgebenden Welt in Frage und finde leider keine Antworten darauf.


Ich versuche alle Gedanken, Gefühle und das daraus resultierende Verhalten einzuordnen und manchmal zu überdenken. Ich erhoffe mir aus dieser Reflexion Einblicke in mein Selbstverständnis zu finden. Wie sehe ich mich? Wie verstehe ich mich? Ich habe keine Antwort darauf. Vielleicht nur die einer immensen Verletztheit. Ja, ich glaube, das ist es. In einer Welt ohne Liebe und Zuwendung aufwachsen zu müssen, war schon schlimm genug. Regelmäßig in Beziehungen zu scheitern, weil ich nicht gut genug war, erhöht das Maß an Dramatik zusätzlich. Aber Joses Suizid hatte mir ein Messer ins Herz und in den Rücken gerammt. Aus meinen Wunden spritzt noch immer das Blut und ich vertraue gefühlt kaum noch einer Handvoll Seelen, wenn überhaupt.


Ich würde das so gerne ändern wollen. Ich flehe und bettel tief in mir darum, aus diesem Zustand geholt zu werden, und sehne mich nach dem Prinz, der mich mit seiner haltenden Hand rettet, nachdem er die turmhohen Mauern um mein Herz todesmutig überklettert hat, wohl wissend, dass er hätte auch stürzen können. Einer der heil macht, was so kaputt ist, dass ich nicht mehr weiß, ob Rettung überhaupt möglich ist.

Meine Einsamkeit wirft mit einem riesigen Scheinwerfer ein grelles Schlaglicht auf die Position, die ich in dieser Welt einnehme und beleuchtet die Verbindungen zu den Menschen, die mir mal wichtig waren und die neu in meinem Leben aufgetaucht sind und all denen, denen am Arsch vorbei geht ob ich da bin oder nicht, ob ich in der Nähe bin für ein spontanes Bier oder nicht. Welche Rolle spiele ich in dem sozialen Gefüge, das sich in den letzten Jahren gebildet hat? Welche Wahrnehmung von mir habe ich im größeren Kontext der Gesellschaft? Ich hatte mehrfach gelesen, dass die Einsamkeit auch die Chance bieten würde, tiefer in unseres Inneres einzutauchen und uns die Frage, wer wir sind und wo wir stehen beantworten könnte. Was hatte ich falsch gemacht? Ich finde viele Antworten aber keine Antworten, die mir aus der Einsamkeit helfen. In meiner inneren Stille schreit es permanent, ohne Auskunft zu liefern. Inwiefern kann also Einsamkeit als Spiegel meiner Selbst und meiner (neuen) sozialen (Nicht)Eingliederung dienen? Ich habe keine Lösung.

Der Preis der Liebe, den ich teuer bezahlt habe ist die Einsamkeit. Ich frage mich, ob jede Liebe automatisch auch das Risiko der Einsamkeit implizieren würde. Das tat sie wohl. Wenn meine Partner auf ihren Reisen waren fühlte ich mich nie wirklich gut, auch wenn ich die Zeit sinnvoll ausfüllen konnte. Ich vermisste den Mann an meiner Seite und war nur stundenweise einsam. Wenn er zurück kam, war ich glücklich, wenn er mich mit seinem „Ich habe Dich vermisst“ begrüßt hatte. Alles gehörte damals zusammen und die zeitliche Begrenzung machte die Einsamkeit erträglich. Jetzt, nach all den Jahren allein zu Hause und im Leben, abgeschnitten von einer engen Gemeinschaft und ohne enge Familie kann ich aus lauter Angst vor neuen Verletzungen (so scheint es) keine Beziehungen mehr eingehen oder wenigstens die Mauer um mich rum abtragen.


Die Einsamkeit wird manchmal zu einem fast lebensbedrohlichen Monster (keine Sorge…. Nicht ganz so bedrohlich). Wie soll ich mein Bedürfnis nach Nähe und die Sehnsucht nach Liebe mit der vorhandenen quälenden Einsamkeit und dem Risiko, die eine neue Beziehung mit sich bringt ausbalancieren? Ist das überhaupt möglich? Kann man sich schützen und öffnen gleichzeitig? Und wie lange kann man das aushalten?

Das Fehlen meiner Freunde und das vor Ort Nichtvorhandensein einer Familie trennt mich von Wertschätzung, Anerkennung, Freundschaft und alles, was es braucht, um sich als Mensch wohl, aufgehoben und im Jetzt gewertschätzt zu fühlen. Selbst ein Hund erfährt mehr tägliche Liebe, als ich in meinem neuen Leben erfahre. Manchmal würde ich ein Königreich für ein gutes Wort und eine Streicheleinheit gegeben. Für mich ist es fatal, in einer von allem Emotionalen isolierten Hölle zu sitzen und mir bewusst zu werden, dass ich ohne Mitmenschen nicht mehr in der Lage bin, mich selbst und die Welt um mich herum zu verstehen. Es wäre so wichtig, Menschen zu benötigen und von anderen benötigt zu werden. Ich fühle, dass ich mich im Kreis drehe. Ich ahne, dass es kaum eine Rettung geben kann bis auf …. Naja … ihr wisst schon, den Frosch den man knutschen muss und aus dessen Plopp der Prinz springt oder der Schleim quilt… je nach dem


Laut dem Autoren Georg Simmel kann man sich nirgendwo so einsam fühlen wie in der Großstadt, was auf ein unerfülltes Gemeinschaftsideal hinweist. Aber genau dieses fehlende Ideal würde das Leben im Dorf, ohne Anschluss, erst recht zur Hölle machen. In der Stadt kann ich wenigstens untertauchen und durch die Straßen streunen, ohne dass sich jemand was dabei denkt. Ich kann in meiner Singularität sein, auf wilde Parties gehen, Menschen treffen und trotzdem keinerlei Beziehung aufbauen, selbst wenn man sich bemüht. Hierfür ist Berlin einfach nicht der richtige Ort – das war die Stadt noch nie. Ich habe viele Jungs kommen und aus diesem Grund wieder abhauen sehen. Manchmal fühle ich mich wie ein seelenloser Geist ohne Körper oder wahlweise auch gefangen im Körper.


Früher schaffte ich mir Auszeiten. Ich genoss das Alleinsein. Aber die jetzige Situation ist kein selbst gewählter Akt. Jetzt gibt es nämlich einen finsteren Kumpanen, der das Glück eines stillen Momentes heftig in den Arsch tritt. Die Sehnsucht unterstützt die Einsamkeit und wird zu einem zentralen Element, das sich spezifische Menschen herbei sehnt oder wenigstens eine allgemeine Verbundenheit. Die Sehnsucht nach Verbindung verschlimmert mein Erleben der Einsamkeit. Das Problem war, dass es mir nicht mehr emotional möglich ist, irgendeine Allianz zu schmieden. Gleichzeitig kann ich mich mit niemandem einlassen, der ebenfalls jemand durch Suizid verloren hatte, zumindest denke ich das manchmal. Aber möglicherweise würde mir genau das helfen, denn wir würden uns verstehen und uns gegenseitig stützen, vielleicht sogar aus einem Zustand erretten, der uns beide beim Kennenlernen eint. Dadurch würde die Einsamkeit als emotionale Reaktion auf unerfüllte soziale Bedürfnisse ihre Grundlage verlieren, zumal das physische Alleinsein ebenfalls vom Tisch wäre. Aber wie findet man so jemanden, der auch noch allen anderen Anforderungen entspricht? Eine Anzeige schalten und nach einem schwulen Suizid-Witwer, charming, gut ausschauend und nicht über 50, als auch keinem Dachschaden, denn meiner reicht für zwei zu suchen, erscheint mir sehr abwegig. Aber hat nicht schon der liebe Gott Eva an die Seite Adams gestellt, nachdem dieser ein wenig allein war.


Aber wie kann man den sozialen Schmerz effektiv adressieren und die Selbstverstärkung der Einsamkeit durchbrechen? Der Hauptfaktor meiner individuellen Einsamkeit ist definitiv mangelndes Vertrauen. Vertrauen wäre entscheidend für die Reduzierung der Einsamkeit als erster Schritt. Doch die Angst vor Verletzung durch den Suizid und die ganzen Folgen, auch wie das Umfeld reagiert hat, als auch die Tatsache, wie heute die Männer reagieren, wenn ich meine Geschichte erzähle, dass es fast ausgeschlossen ist, sich immer wieder öffnen zu wollen, wenn daraus dann doch nur Ablehnung und neue Verletzungen entstehen.


Was man natürlich nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass es vor allem in der Stadt einen sehr modernen Individualismus gibt, der nicht nur bei mir, sondern auch bei Menschen, die nicht durch Verlust vorbelastet sind, zu einer sich selbst am Leben erhaltenden Einsamkeit kommt. Treffen da zwei gleichermaßen Geschädigte aufeinander verstärkt sich das Problem, weil man sich eher mit gezücktem Schwert und Schild begegnet, anstatt mit offenen Armen.


Vermutlich kann sich auch kaum jemand vorstellen, wie schwer die Einsamkeit in der Stadt wiegt, weil sie extrem spürbar ist, im Vergleich zu wenn man sich nur in der Natur aufhält, wo das Thema gar nicht so hoch kommt. Wenn ich mit Trees of Memory unterwegs bin fühle ich mich tatsächlich nicht ein einziges Mal einsam. In diesen Monaten kann ich das allein sein so sehr schätzen, wie das zusammen sein mit Menschen, die ich treffe. Aber trotzdem gibt es natürlich die Momente, die man gerne teilen würde, weil sie so schön sind und dies nicht kann. Dann bricht sie wieder auf, diese Wunde und ich spüre wie die Einsamkeit in meine Stille hinein wächst.


Es ist interessant, wie mir dieses Thema nicht nur im Inneren zusetzt, sondern auch von außen in allen Variationen das Thema besetzt. So las ich neulich ein Zitat von Sartre: „Ich fühlte mich so grässlich einsam, dass ich an Selbstmord gedacht habe. Was mich zurückgehalten hat, ist die Vorstellung, dass niemand, absolut niemand über meinen Tod erschüttert wäre, dass ich im Tod noch einsamer wäre als im Leben.“ Aber ganz ehrlich. Wie viele Menschen halten die Einsamkeit nicht aus und gehen den Weg des Suizides, nur damit dieses quälende und krank machende Gefühl aufhört.


Das Leben gibt uns keine Sicherheit dafür, dass unser Verlangen nach Verbundenheit oder einer Beziehung mit anderen Menschen gestillt wird. Einige erfahren nur ab und an die Einsamkeit, andere kaum, und wieder andere fühlen sich immer allein. Einsamkeit kann uns in den gewöhnlichen Momenten des Lebens ebenso begegnen wie in tiefgreifenden Krisen. Zwar kennen wir alle das Gefühl der Einsamkeit, doch erleben wir es nicht auf die gleiche Weise. Nur eine kleine Zahl von Menschen sieht sich tatsächlich langfristig mit Einsamkeit konfrontiert, die als ernsthaftes Problem empfunden wird.


Bei mir sind es jetzt sieben Jahre. Sieben Jahre in der mich die Angst vor dem was war und dem was sein könnte zu einem emotionalen Krüppel gemacht hat, der sich in die Hose macht bei dem Gedanken nochmals einen Verlust erleiden zu müssen oder nochmals in der Tiefe seines Herzens verletzt zu werden. Ich spreche nicht davon, dass ich Angst vor einem Suizid habe. Nein, gar nicht. Das ist nicht das Thema. Aber sterben müssen wir alle und jede Sekunde des Lebens gibt uns eine 50%ige Chance sofort zu sterben oder eben auch nicht. Ja, auch für mich ist das Glas immer halb voll – trotzdem ist die Angst da. Sie lähmt mich und bestimmt den wachsenden Faktor Einsamkeit der einen oft daran hindert das zu tun, was dem ganzen Besserung bringen würde. So wird das Telefonieren manchmal - bis oft - sogar zur Belastung für die es keinen objektiven Grund gibt. Es fühlt sich einfach an, wie eine zunehmend dicker werdende Mauer hinter der alles verborgen ist: das Telefon, der Spontanbesuch, die Verabredung usw. Schaff ich es doch und werde zurechtgewiesen, weil ich mich nicht gemeldet habe, wird es noch dramatischer – weil meine Rechtfertigung emotional dem Gegenüber nicht erklärt werden kann, der in Folge noch angepisster reagiert. Und ganz mies wird es, wenn ich drei Mal versuche eine Verabredung zu machen und drei Mal in letzter Minute von der Person vertröstet werde und man sich am Ende des Jahres nie getroffen hat, weil andere Freunde eben wichtiger waren. Natürlich macht das auch was mit mir, auch wenn es mir zeigt, welche Menschen keine Rolle mehr spielen (wollen) und welche wichtig sind. Alles hat ja seine Zeit. Es ist einfach die Kombi aus allem.


Tatsächlich ist selbst Trees of Memory eine Brücke, die über die Kluft der Einsamkeit führt. Indem ich versuche etwas für andere zu tun, verlagere ich meinen Blick von den eigenen Sorgen und Bedürfnissen zu den Freuden anderer, wenn mir gelingt, was ich mit Trees of Memory anstrebe. Es ist quasi ein Prozess der Hinwendung, der ein Gefühl der Zugehörigkeit und den Zweck erzeugt, die Leere der Einsamkeit zu füllen. Es ist die gegenseitige Anerkennung und das Gefühl gebraucht zu werden, das mich wieder mit der Welt um mich herum verbindet. Das macht auch die Arbeit als Trauerredner. Die Hilfe für andere hat neue Wege und Verbindungen eröffnet, durch die ich manchmal erfahre, dass ich trotz der inneren Kämpfe nicht alleine bin. Somit wurde Trees of Memory auch in diesem Sinne zu einem Heilmittel, das nicht nur andere bereichert, sondern auch mir dort Erfüllung schenkt, wo eigentlich der stille Krieg der tiefen Einsamkeit tobt. Wobei ich allerdings vorsichtig sein muss, denn das Thema Social Media und mein aus welchen Gründen auch immer absolut erfolgloses Tun im Großen (nicht im Kleinen) verschlimmert und bestärkt den Einsamkeitszustand noch weiter, wenn Postings nicht gelesen werden, keine Klicks erzeugen, keine likes generieren oder auch nicht geteilt werden oder ein Logarithmus dafür sorgt, dass man einfach nicht gesehen wird und so fast jeder Aufruf und jedes Hilfsangebot ungehört im Äther stecken bleibt. In solchen Momenten schreit sie wieder, die Einsamkeit: Schau, ich bin real. Niemand da den es interessiert.


An solchen Tagen begegnet die Wertlosigkeit der Einsamkeit und beide schließen einen starken Bund der in der Allianz mit dem Allein sein an Stärke zunimmt und ungeachtet von Social Media agiert und sich manifestiert.


Ich will definitiv nicht rum jammern, sondern die Realität beschreiben über die viele schweigen. Ich benötige und will auch keine Schulterklopfer. Es ist was es ist aber spreche ich in meinen Reden und in meinen Vorträgen nicht oft auch davon, dass wir nicht wissen warum der Mensch ist, was das Leben aus ihm gemacht hat? Vielleicht muss nur mal jemand den Mut haben und zu erzählen, was wirklich mit einem passiert, wenn das Universum, das Karma oder was auch immer nicht die Umstände zusammen führt, das Elend zu beenden und man einfach nicht mehr dem oder der Richtigen im Leben begegnet obwohl man definitiv ein Paarwesen ist.


Nächste Woche sind es sieben Jahre die mein Leben beendet haben, sieben Jahre die mir in Summe ein besseres Leben geschenkt haben. Sieben Jahre in denen ich jeden Tag lerne, wachse, sehe und in einem Sinn des Lebens aufgehe. Es sind aber auch sieben Jahre in der tief im Inneren Flammen lodern, die einen, trotz allem Glück auffressen, weil das schönste Glück eben das ist, was man teilen kann und das man mit vier Händen greifen und halten mag.


Aber vielleicht gibt es ja wirklich die Sieben Jahres Regel, der nach jetzt die sieben glücklichen Jahre kommen – lets see, hope and trust. Schönen Sonntag in die Runde. Das wäre ein guter Moment Eurem Partner zu sagen, wie froh ihr sein könnt ihn oder sie zu haben.

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